Tokio Marathon

Eigentlich findet der Marathon in Tokio ja erst am 1.März statt, aber ich habe am Samstag und Sonntag fast 45.000 Schritte zusammenbekommen. Da ich aber insgesamt 17 Stunden dafür gebraucht habe, kann ich das wohl nicht als Training gelten lassen :-).

Wie schon gewohnt passierte ausser viel Arbeiten in der Woche wenig, abgesehen von der 3:0 Tischtennis-Revance gegen den Kollegen und nochmal interessantem Abendessen am Donnerstag mit Rinder-Zunge, -Herz und -Magen.

Am Samstag war daher erst mal Ausschlafen angesagt, und erst gegen Mittag hab ich mich dann auf den Weg nach Shinjuku gemacht. Tokio hat eben eine ganze Reihe von Stadtzentren, und dort befindet sich das Tokyo Metropolitan Government Gebäude.

Natürlich gibt es auch hier eine Aussichtsplattform, und das Besondere hier ist dass sie keinen Eintritt kostet.

Von dort konnte man all die Punkte sehen, auf denen ich schon Tokio von oben erlebt hatte (Skytree, Shibuya Sky, Roppongi Tower), und der Tokyo Tower sollte dann am Sonntag folgen. Jeder Blickwinkel ist immer wieder anders, aber jetzt habe ich inzwischen schon einen guten Überblick über die Stadt.

Im Gebäude der Stadtverwaltung gab es ausserdem der Original-Flaggen für die Olympischen Spiele und die Paralympics in diesem Jahr in Tokio zu sehen.

Und Maskottchen dürfen ja nun auch nicht fehlen 🙂

Auf Strassenebene gibt es in Shinbuku eine interessante kleine Gasse (Omoide Yokocho) mit vielen winzigen und engen Restaurants.

Andererseits findet man dort aber eben auch die Einkaufsstrassen mit riesigen Neon-Reklamen.

Für den Abend hatte ich mir vorgenommen, das Fitness-Studio im Apartment-Gebäude mal zu nutzen, denn schliesslich ist das im Preis mit drin. Für mehr als ein paar Minuten Radfahren und Schwimmen im Pool hat die Zeit (oder die Motivation?) aber nicht gereicht, denn das Dampfbad und der Jacuzzi mussten ja auch noch ausgenutzt werden :-). Die Ausstattung ist vom Allerfeinsten und man hat dort an alles gedacht: T-Shirt und Sporthose leiht man sich einfach aus dem Regal, für die Badehose gibt es eine Schleuder zum Trocknen, und Handtücher und Badelatschen braucht man auch keine mitbringen. Interessant ist auch die Ausstattung der Dusche: mit Hocker zum Hinsetzen und fast 1m langem Waschlappen mit dem man auch an den Rücken kommt. So gründlich habe ich selten geduscht :-).

Ohnehin sind die Japaner beim Thema Hygiene sehr einfallsreich und fortgeschritten. Dieses Waschbecken hat Seifenspender, Wasserhahn und Handföhn integriert, und alles ist automatisch!

Und von den Toiletten hatte ich ja schon aus meinem Appartment berichtet: wenn der Deckel automatisch hochgeht wenn man sich nähert, die Kloschüssel angenehm vorgewärmt ist und man das Klopapier nach dem Spülen nur noch zum Abtrocknen braucht, fragt man sich warum es sowas nicht in Deutschland gibt :-).

Für den Sonntag hatte ich mir vorgenommen früh aufzustehen, denn in der Nacht sollte es regnen aber dann wieder den ganzen Tag die Sonne scheinen. Um 9:15 war ich dann tatsächlich im Tokyo Tower für die „Top Deck Tour“ und es gab noch mehr Personal als Besucher. Das Wetter brachte bei niedrigen Temperaturen die besten Voraussetzungen für eine gute Fernsicht mit, denn wie schon vorher vom Skytree war der Mount Fuji, der immerhin von hier auch noch 98 km entfernt ist, sehr gut zu sehen.

Aber auch in die anderen Richtungen war die Aussicht wieder einmal beeindruckend; der Tokyo Tower ist der Rainbow Bridge am nächsten und steht eben auch direkt neben der Skyline von Roppongi.

Vom Main Deck konnte man 600 Stufen hinunterlaufen, anstatt den Fahrstuhl zu nehmen, und hatte so tolle Fotogelegenheiten vom Gerüst.

Von unten war dieser Turm aber ebenso beeindruckend. Der nahegelegene buddhistische Zojoji Tempel bot dabei eine interessante Kombination, auch wenn der Tempel erst 1974 erbaut wurde und daher nicht wirklich als etwas Besonderes gilt.

Eine kleine Besonderheit gab es aber dennoch: eine bestimmt 50m lange Reihe von kleinen Steinfiguren mit roten Strickmützen und Windmühlen im Gedenken an Tot- und Fehlgeburten.

Von hier ging es dann ein gutes Stück zu Fuss bis zum Hamarikyu-Park, wo es sogar schon einen ersten Baum mit Kirsch(?)-Blüten gab. Im Frühling wird das sicher noch schöner, aber am beeindruckendsten ist hier eh das Zusammenspiel mit der Skyline.

So langsam wurde es Zeit fürs Mittagessen und eine Pause, und da ich von Aussichtspunkten nie genug bekomme, habe ich mit dem „Vin Tetsu“ im 46.Stock des „Caretta Shiodome“ einen idealen Platz mit Tisch direkt am Fenster gefunden 🙂

Und das Mittagsmenü war einfach nur fantastisch (und gar nicht mal wirklich teuer): Salat, Sashimi, Suppe mit Muscheln, Reis mit leckerer Sosse, Fleischkloss („Hamburger“ aber ohne das Drumherum), und zum Abschluss ein Sorbet-Eis. Genial!

Zur anderen Seite gibt es auch ein grosses Fenster, wo man die Aussicht auf den Hamarikyu-Park und die Rainbow-Bridge geniessen kann, wenn man nicht in einem von mehreren „Sky-Restaurants“ auf dieser Etage essen will.

Gut erholt ging es erstmal weiter ins Ginza-Stadtviertel, wo trotz Sonntag (oder vielleicht gerade deswegen und wegen der gesperrten Strasse) richtig viel los war. Und das obwohl hier eigentlich fast nur Luxusläden zum Shopping (oder Anschauen und Träumen?) einladen. Immerhin gibt es auch eine günstige Variante mit Uniqlo, und da ich die Temperatur und besonders den Wind unterschätzt hatte musste ich dort noch eine Daunenweste zum Unterziehen unter die Vlies-Jacke kaufen :-).

Die habe ich dann aber auch wirklich gebraucht, denn zum Abschluss des Tages wollte ich über die Rainbow-Bridge laufen. Und da zog es auf der Nordseite so heftig, dass ich nur ein Foto geschossen habe und danach zurück auf die südliche Seite gewechselt bin.

Hier gab es dann aber den Sonneuntergang zu sehen und einen schönen Blick auf den Stadtteil Odaiba. Dieser liegt auf einer erst in den 90er Jahren künstlich angelegten Insel und war zunächst wegen der Wirtschaftsflaute fast verlassen, seit 2000 ist mit Fokus auf Shopping und Entertainment und besserer Anbindung wieder mehr Leben in den Stadtteil gekommen.

Den (Foto)-Abschluss eines ereignisreichen und zwar kalten aber wunderbaren Tages bildete dann der Blick auf die Rainbow-Bridge und die Skyline von Tokyo.

Zurück im Apartment gab es statt Fitness nur noch eine Runde Dampfbad, Whirlpool und abschliessend noch ein paar Minuten im Massagesessel. Da sind die 45.000 Schritte fast wieder vergessen!

Mit vielen neuen Eindrücken und Vorfreude auf weitere Wochenenden geht es jetzt aber erst mal wieder in eine neue Arbeitswoche. Wenn man weiß, dass man solche Tage erleben kann, macht es auch nichts aus wenn man erst nach 23 Uhr aus dem Büro kommt wie letzten Freitag …