Entspannung und Erleuchtung

Erst schien es, als würde es schwieriger werden, interessante Aktivitäten für das Wochenende zu finden. Aber auch dieses Wochenende wurde wieder zu einem echten Highlight!

Über die Arbeitswoche gibt es mal wieder nicht viel Interessantes zu berichten, ausser dass ich mit einer Gruppe von 6 Kollegen am Montagabend Tischtennis gespielt habe. Allerdings war die Umgebung gewöhnungsbedürftig: in einer Bar mit vielen Billardtischen gab es auch ein Hinterzimmer mit nur einem Tischtennis-Tisch, dafür mehreren kleinen Tischen drumherum für Snacks und Getränke :-). Mit zwei Kollegen gab es trotzdem durchaus einen fast gleichwertigen Schlagabtausch, aber bei einer Kollegin habe ich dann doch ein dreifaches Handicap anwenden müssen: mit Mini-Schläger in der linken Hand und mit Noppen aussen 🙂

Immerhin wurde es damit spannend und sie hat sogar knapp gewonnen :-).

Mit 25 Euro pro halber Stunde war das Ganze nach 2,5h aber richtig teuer, daher werde ich mit meinem Kollegen das nächste Mal nach richtigen Sporthallen und besseren Bedingungen suchen.

Vielleicht lag es ja an den beiden Whiskey Highballs und dem Bier danach in einem britischen Pub hier in Roppongi, oder an zuviel Arbeit und zuwenig Schlaf, oder an den Wochenenden, die ich ja nicht gerade zur Erholung nutze : am nächsten Tag hatte ich schon mit Müdigkeit zu kämpfen!

Deshalb war für diesen Samstag mal Entspannung und Erholung angesagt, und das Wetter war auch zu durchwachsen, um draussen etwas zu unternehmen. Gut vorbereitet mit allen möglichen Hinweisen zum korrekten Verhalten in einem japanischen Onsen habe ich mich ins Odaiba Oedo Onsen Monogatari begeben.

Im Prinzip ist das eigentlich ein Thermalbad, aber die japanische Variante ist nicht mal annähernd mit der deutschen Variante vergleichbar. Es fängt schon damit an, dass man direkt am Eingang seine Schuhe auszieht und in Schliessfächern deponiert. Dann bekommt jeder einen Yukata (eine Art Bademantel) und nach der Umkleide findet man sich erst in einer Art Vergnügungspark wieder, wo es jede Menge Gelegenheiten zum Essen aber auch zum Shoppen und Spielen wie auf einer Kirmes gibt.

Draussen gab es einen netten Garten mit Becken für ein warmes Fussabend, und ausserdem ein Becken, wo man sich (natürlich gegen extra Gebühr) von Fischen die Füssen anknabbern lassen kann. Bisher konnte ich mir sowas ja nun gar nicht vorstellen, aber hier in Japan probier ich alles mal aus :-).

Vom eigentlichen Bad gibt es verständlicherweise keine Fotos, denn da läuft jeder nur noch mit einem Mini-Handtuch herum :-). Allerdings streng getrennt nach Männlein und Weiblein; gemischte Bäder sind in Japan nicht üblich. Wie vorgewarnt gibt es eine ganze Reihe von (Sitz-)Duschen, wo man sich vor dem Gang ins Becken erst mal gründlich waschen soll. Seltsamerweise schwitzt dann aber jeder in der Sauna auf die dort liegenden dicken Matten; immerhin geht’s dann nicht direkt ins Holz. Die verschiedenen Bäder sind mit um die 40 Grad aber so richtig angenehm!

Auch wenn vieles ungewohnt war: es war sehr entspannend! Aber irgendwie fehlte dann aber doch etwas die Bewegung, und bei richtig angenehmen Temperaturen hab ich dann am späten Abend noch einen Spaziergang um den Bahnhof drangehängt:

Für den Sonntag war nur Sonne vorhergesagt, und zum ersten Mal habe ich einen Ausflug raus aus Tokio nach Kamakura an der Küste unternommen, wo es von Tempeln und Schreinen nur so wimmelt.

Direkt am Bahnhof Kita-Kamakura begann die Wanderung (inspiriert von einer detaillierten Beschreibung von Wanderweib) am Engakuji Tempel mit beeindruckendem Tor und der Haupthalle mit dem ersten von vielen Buddhas.

Vorbei an zwei weiteren Tempeln ging es bei Traumwetter über den Daihatsu Wanderweg bis hinunter zur riesigen Buddhastatue. Eigentlich war der Weg bzw. Trampelpfad wegen Taifunschäden gesperrt und ich musste auch über zwei Bäume klettern, aber da mir einige Japaner entgegenkamen habe ich das auch nicht so ernst genommen. Dumm nur dass am Ende des Weges Polizisten standen und ich mich da etwas rausreden musste :-).

Nur ein paar hundert Meter weiter gab es dann im Hasedera Tempel noch einiges mehr zu sehen.

Interessant sind überall die verschiedenen Möglichkeiten, seine Wünsche auf Zetteln, Holzbrettchen oder auch Muscheln wie im Bild unten aufzuschreiben und die Götter um Erfüllung zu bitten. Allerdings habe ich da auch einen ziemlich witzigen gefunden.

Von Kamakura ging es dann mit einer übervollen Bahn 20 Minuten weiter bis nach Enoshima, wo man auf die vorgelagerte Halbinsel wandern kann. Vom „SeaCandle“ genannten Turm hat man nicht nur eine schöne Aussicht auf die Stadt, wobei man ganz in der Ferne sogar Tokio mit dem Skytree erkennen kann. Für den Sonnenuntergang neben dem Mount Fuji war das aber eindeutig einer der besten Plätze!

Für die Rückfahrt nach Tokio habe ich dann eine andere Strecke gewählt, obwohl nicht mehr viel zu sehen war. Am Bahnhof Shinjuku angekommen war die Temperatur zwar schon ziemlich ungemütlich geworden aber ich wollte dann doch noch einen kleinen Abstecher zum „Golden Gai“ machen, das ich schon beim letzten Besuch in Shinjuku auf meiner Liste hatte aber dann knapp vorbeigelaufen war. Wie schon in der anderen kleinen Strasse direkt am Bahnhof gibt es dort jede Menge Mini-Kneipen; nicht wirklich interessant zum Fotografieren aber irgendwie auch nicht so besonders einladend (zumindest nicht wenn man alleine unterwegs ist). Als interessanteres Fotomotiv und Abschluss des Tages gibt es daher noch einmal die LED Reklame: