Zum Nikko Nationalpark

Leider kommt das Coronavirus nun auch hier in Japan so nahe, dass es mich direkt betrifft und den Aufenthalt hier in Frage stellt. Wenn unser Kunde schon so besorgt ist, dass er die Kantine schliesst, und nicht mehr zu Meetings einlädt (ausser über Video), und wenn der Landeschef meiner Firma allen Mitarbeitern empfiehlt von zuhause zu arbeiten und ich mein Training dann vor zwei Leuten im Raum präsentiere und andere nur über Video zuschauen, dann macht es eigentlich keinen Sinn mehr hier in Japan vor Ort zu sein :-(. Denn wenn ich nur noch vom Apartment arbeite kann ich auch gleich zuhause in Deutschland bleiben, auch wenn die Zeitverschiebung dann eine weitere Beteiligung an den japanischen Projekten erschweren würde.

Bis zum geplanten Rückflug am 12.März werde ich daher die Situation weiter beobachten; eventuell macht es keinen Sinn mehr wie schon gebucht am 17.3. wieder hierher zu fliegen.

Und es geht dabei nicht nur um die Arbeit; selbst auf meinen Wochenendausflug haben die Einschänkungen durch das Virus einen unerfreulichen Einfluss:

Eigentlich hatte ich mir das Eisenbahnmuseum in Saitana anschauen wollen, aber wie viele andere Museen und andere öffentliche Einrichtungen wurde dieses geschlossen :-(.

Da ich mich am Samstagmorgen kurzfristig entschlossen hatte, im 170km entfernten Nikko zu übernachten, blieb so zumindest genügend Zeit für den ebenfalls geplanten Abstecher nach Kawagoe auf dem Weg dorthin. Diese 50km im Nordwesten von Tokio liegende Stadt beherbergt im Viertel „Little Edo“ noch einige alte Kaufhäuser und einen berühmten Glockenturm, wo bei schönem Wetter jede Menge Leute unterwegs waren und wo es Tradition hat, im Kimono durch die Stadt zu spazieren.

Der „Honmaru Palast“ war zwar noch ein kleines Stückchen weiter weg und trug so zum insgesamt 6km langen Spaziergang durch die Stadt bei, zeigte aber innen wie damals die „Lehensfürsten“ gelebt und ihre Region verwaltet haben.

Auf dem Rückweg ging es am Hikawa Shrine mit dem grössten Holztor Japans vorbei, wo auf den Holztafeln offenbar dafür gebetet wird, jemanden zum Heiraten zu finden :-).

Von Kawagoe bis Nikko war es noch eine gut zweistündige Fahrt, und hier gab es die erste Gelegenheit, mal in einem Shinkansen-Zug zu fahren!

Für die 100km vom Omiya bis Utsunomiya brauchte der Zug nur 25 Minuten, aber dann ging es nochmal 45 Minuten weiter mit einem lokalen Zug für die 50km Stecke bis Nikko.

Dort hatte ich am Morgen mit dem Sanga Nikko über booking.com eine einfache kleine Unterkunft gebucht: sehr günstig aber trotzdem sehr angenehm und nach dem empfohlenen Onsen im Hotel am Bahnhof habe ich dann dort auch gut geschlafen!

Am nächsten Morgen ging es dann schon vor 9 Uhr in den „World Heritage Sightseeing Bus“ zu den Tempeln und Schreinen von Nikko. Und nach diesem Erlebnis glaube ich kaum, dass es irgendwo anders noch etwas Beeindruckenderes in dieser Art gibt!

Am Tayuin Tempel und Mausoleum war um die Zeit noch so wenig los, dass man Fotos ganz ohne störende Personen schiessen konnte.

Am Tosho-gu Shrine war es etwas später schon deutlich voller, aber die Ansammlung von mit Gold dekorierten Toren, Schreinen und anderen Gebäuden fanden andere eben auch sehenswert!

Auch der eher unscheinbare Pferdestall bekommt seine Aufmerksamkeit wegen seiner insgesamt 8 Schnitzereien mit Affen, darunter die berühmten „Drei Affen“, die nichts Böses sehen, hören oder sprechen wollen.

Mit dem Rinno-ji Tempel befindet sich ein weiterer grosser buddhistischer Tempel direkt daneben; innen kann man sich riesige 8m hohe Buddha Statuen anschauen aber leider nicht fotografieren (findet man aber trotzdem mit Google :-)).

Der Abschluss der Besichtigung galt dann noch der Shinkuyo Brücke, die als „heilige Brücke“ zum Futasaran Schrein gehört.

Von dort ging es dann per Bus weiter über 15km und abenteuerliche Serpentinen (mit separaten Schleifen für hoch und runter) den Berg hinauf zum Chuzenji-See, wo es sogar noch Reste von Schnee nicht nur auf den umliegenden Bergen gab.

Als Ziel eines 1km langen Spaziergangs am See entlang bot sich dann ein weiterer Tempel an, wo in der oberen Halle ebenfalls eine bedeutende Statue aufbewahrt wird.

Allerdings war es hier dann so richtig ruhig, und man erkennt nicht nur an diesen Fotos, dass dieser Ort mal bessere Zeiten gesehen hat.

Am Seeufer befinden sich auch noch alte Villen der italienischen, belgischen, französischen und britischen Botschaften, die aber inzwischen alle verlassen sind.

Dabei hat der Ort mit dem 97 Meter hohen Kengo Wasserfall durchaus noch eine interessante Attraktion zu bieten, den man sogar ganz komfortabel über einen Aufzug von unten erreichen und fotografieren kann (morgens wäre aber besser gewesen, obwohl Gegenlicht ja auch mal reizvoll sein kann).

Zurück nach Tokio ging es dann mit dem SPACIA Express, der ziemlich futuristisch aussieht und irgenwie an Ironman erinnert :-).

Allerdings ist diese Tobu 100 Serie schon 30 Jahre alt!

Und wie schon fast gewohnt endet der Sonntag mit Dampfbad und Whirlpoool im Fitnessstudio und mit Bericht schreiben, was bei solchen Erlebnissen eben ganz schön aufwendig wird!