Wir haben es geschafft! Mehr als 23km sind wir über einen der berühmtesten Wanderwege der Welt gewandert, mit einem Anstieg von 800m und dann wieder 1200m nach unten.
Fotos und Worte können kaum vermitteln, welche Emotionen und Begeisterung diese Wanderung hervorgerufen hat. An manchen Stellen schaut man in alle Richtungen und kann sein Glück kaum fassen, so etwas erleben zu können. Und wie schon die ganze Reise ist das Wetter immer dann perfekt, wenn man es braucht: am Abend hat die Wettervorhersage mit 6 Stunden leichtem Regen und begrenzter Sicht schon etwas Sorgen bereitet, und am Morgen sehen wir dieses Bild vom 2797m hohen Mount Ruapehu:

Wir haben den Tag mit einer kurzen Fahrt vom Whakapapa Village zum Tongariro Crossing Car Park an der Ketehahi Road gestartet. Von dort sind wir mit einem Shuttle zum Parkplatz an der Mangatepopo Road gefahren worden, so dass wir von dort wandern konnten und am Ende ohne Zeitdruck wieder beim eigenen Auto ankommen sollten.
Die Karte unten zeigt den Mount Tongariro mit den durch mehrfache Ausbrüche entstanden Kratern und den Weg den wir durch die Vulkanlandschaft gewandert sind.

Der erste fast 5km lange Teil des Weges führte über einen gut ausgebauten Weg bis zu den Soda Springs mit dem beeindruckenden Blick auf den „Schicksalsberg“, und obwohl es schon ständig bergauf ging war das der einfache Teil, worauf uns ein Schild auch deutlich aufmerksam machte.



An der Stelle waren die dicken Socken, lange Unterhose und mehrere Schichten an Jacken längst ausgezogen und wir wanderten im T-Shirt. Dass das Wetter schnell umschlagen kann und man warme Kleidung braucht wurde uns auf der Tongariro Crossing Webseite eindrücklich klargemacht; wir hatten sogar vorher noch in einem Supermarkt Handschuhe und Mütze im Sonderangebot mitgenommen.
Auf dem Blick zurück ins Tal vom Rand des South Crater kann man den Weg mit anderen Wanderern erkennen; davon waren heute Hunderte unterwegs denn nicht umsonst zählt der Tongariro Alpine Crossing zu den beliebtesten Tageswanderungen in Neuseeland. Wir waren hier schon auf gleicher Höhe wie die Wolken, und man konnte sogar den über 100km entfernten Mount Taranaki im Egmont National Park sehen. Seltsamerweise schien diese dichte Wolkendecke immer näher zu kommen aber blieb dann stehen; für die nächsten Stunden hatten wir weiterhin beste Bedingungen.


Am Ende des South Crater ging es dann richtig steil über den „Devil’s Staircase“ 200m nach oben, und oben angekommen war nicht nur der Blick zurück phänomenal sondern auch zur anderen Seite in den Red Crater.


Von dort ging es nochmal weiter nach oben bis zur Spitze des Red Crater auf 1868m Höhe. Und wieder war nicht nur der Blick zurück zum Krater und auf den Mount Ngauruhoe überwältigend, sondern auch auf der anderen Seite auf die Emerald Lakes und den Blue Lake.




Der Weg hinunter zu den Emerald Lakes war auch eine Herausforderung, denn hier bestand der breite Weg fast nur aus Geröll und man musste aufpassen dass man nicht weg rutschte und auf dem Hintern landete (was bis auf auf einmal auch geklappt hat :-)).



Der heisse (und stinkende) Dampf an manchen Stellen machte noch einmal klar, dass wir hier auf einem aktiven Vulkan standen!
Wieder ging es weiter auf einem langen Weg durch den Central Crater, und beim Blick zurück am Rand des Blue Lake kam einem der Himmel vor als würde hier jemand noch ein paar Pinselstriche im Gemälde hinzufügen; ein rein blauer Himmel wäre ja schon fast langweilig gewesen.



Von nun an ging es fast nur noch bergab. Der Rest des Weges war immer noch beeindruckend durch die fantastische Sicht auf den Lake Rotoaira und dahinter den Lake Taupo, aber er zog sich noch richtig lange hin. Vor dem grünen Wald kann man die Ketehahi Road erkennen, an deren Ende unser Wohnmobil stand.

2012 hat ein Ausbruch des Te Maari Krater Teile des Weges zerstört, so dass die offizielle Länge des Wanderweges von 19,4km auf 20,2km durch neue Streckenführung anwuchs, und immer noch Ausbaumaßnahmen stattfinden. Wir konnten sogar beobachten, wie ein Hubschrauber regelmäßig neuen Kies brachte, den Arbeiter am Boden dann zwischen die Matten schaufelten.



Ebenfalls interessant war auf diesem langen Abstieg die Änderung der Vegetation: vom Vulkangestein über Flechten zu kleinen Büschen und Bäumen und ganz unten wieder Regenwald mit einem Bach.


Nach der ersten Freude am Ende des Trails, wo Shuttlebusse auf andere Wanderer warteten, mussten wir allerdings nochmal 1,2km die Strasse entlang bis zu unserem Parkplatz laufen. Nach kurzer Regeneration fuhren wir allerdings gleich weiter, da wir noch keinen Übernachtungsplatz gebucht hatten. Zum Glück war im Motuoapa Bay Holiday Park am Lake Taupo noch Platz, so dass wir dort eine warme Dusche geniessen konnten.
